Die SS Thistlegorm ist ein Muss für jeden Rotmeer-Taucher und von Hurghada zu leicht erreichbar. Sie ist ein Genuss für Wrackfreunde, nicht zuletzt wegen ihrer spektakulären Ladung.
Thistlegorm
Übersicht
Lage • Beschreibung • Facten & Daten • Tiefe & Schwierigkeit • Galerie • Touren • Tauchsafari Schiffe • mehr Tauchplätze
Sie bietet aber auch eine Vielfalt an Fischen. Schulen von Barrakudas oder große Thunfische und Schnapper sind hier keine Seltenheit. Als künstliches Riff zieht sie zudem zahllose Korallenfische an. Sehenswert sind das Heck mit seinen Kanonen, das Mittschiff und Vorderschiff, der Bug und die Ladung, sowie die Fahrzeuge, die beiden Lokomotiven, die Schlepptender und die Wasserwagen. Die Strömungen am Wrack sind moderat, bisweilen auch stark. Die Sicht ist generell mäßig und oft liegen viele Boote vor Ort. Als beste Tauchzeit empfehlen sich die frühen Morgenstunden.
Ca. 19.2 Meilen Nordwestlich vom Ras Mohammed in der Strasse von Gubal . Fahrzeit mit dem Boot ab Naama Bay von Sharm el Sheikh: ca. 270 min.
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Das Frachtschiff SS Thistlegorm wurde von der Joseph Thompson und Söhne-Werft erbaut und am 9. April 1940 im schottischen Sunderland (bei Newcastle) vom Stapel gelassen. Sie war ein Schiff aus der “Thistle-Flotte” der Albyn Line und so wurde sie Thistlegorm (Blaue Distel) getauft.
Die Dampfmaschine erbrachte mit zwei Kesseln eine Leistung von 1‚850 PS und konnte die Blaue Distel auf bis zu 10,5 Knoten beschleunigen.
Um sich vor angreifenden Flugzeugen zu schützen wurden die Aufbauten mit Betonplatten verstärkt. Zum Zeitpunkt des Stapellaufs herrschte eine starke Knappheit an Waffen und so konnte sie nur mit einer 4,7„ Kanone und einem Maschinengewehr bewaffnet werden, beides Überbleibsel aus dem 1. Weltkrieg. Die Waffen wurden auf dem Heck der Thistlegorm montiert.
Die Thistlegorm ist zwar nicht speziell für Kriegszwecke gebaut worden, dennoch wurde sie von der britischen Regierung für diesen Zweck eingesetzt. Ihre Ladung, die das Schiff in Glasgow aufgenommen hatte, war für die britischen Truppen in Ägypten bestimmt.
Sie hatte kriegswichtige Güter geladen und so verstaute man unter Deck neben kleinen Schützenpanzern auch Lastkraftwagen, Motorräder inkl. hunderte Ersatzreifen, Anhänger mit Generatoren, Flugzeugmotoren und -tragflächen als Ersatz für die Air Force, Treibstoff- und Wasserbehälter sowie Gummistiefel. Zudem musste natürlich auch der Waffen- und Munitionsnachschub gewährleistet werden und so hatte die Thistlegorm auch Karabiner, Munitionskisten, Minen, Gewehrgranaten, Zünder und die Schiffsmunition geladen. Auf dem Oberdeck wurden zwei Dampflokomotiven inkl. Kohle- und Wasserwagons festgezurrt.
Der spezielle Auftrag der SS Thistlegorm auf ihrer 4. Reise lautete, in einem Geleitzug von insgesamt 16 Schiffen den Nachschub für die britischen Einheiten sicherzustellen. Die Flotte wurde vom Kreuzer “HMS Carlisle” geschützt. Der Name dieser Mission war “Operation Crusader”.
Ziel war dabei der Hafen von Tawfiq am Ende des Suezkanals. Das Frachtschiff unter dem Kommando von Kapitän Ellis verließ im August 1941 den Hafen von Glasgow und erreichte ohne Probleme den ersten Zwischenstopp Kapstadt und anschließend den Eingang zum Golf von Suez. Die 12’000 Seemeilen lange Reise über den Atlantik war um einiges sicherer, als der achtmal kürzere Weg durch das Mittelmeer.
Deutsche Aufklärer bemerkten den britischen Konvoi auf seiner Fahrt Richtung Suezkanal und zudem kurierte das Gerücht in deutschen Reihen, dass der Cunard-Dampfer “Queen Mary” mit australischen Truppen sich im nördlichen Roten Meer aufhielt. Man entsandte daher zwei deutsche Bomber vom Typ HE-111, welche dem Kampfgeschwader KG26, dem Löwengeschwader angehörten.
Ziel war es, die “Queen Mary” mit zwei Spezialbomben von jeweils 2000 Kg zu versenken. Der Truppentransporter wurde jedoch nicht gefunden und so befanden sich die beiden Bomber bereits auf dem Rückflug, als eines davon an der Westküste des Sinai beim Sha’Ali den Konvoi entdeckte.
Erst in den fünfziger Jahren stieß Cousteau per Zufall auf das Wrack der Thistlegorm. 1956 schrieb er einen Bericht über den Untergang und das Wrack im National Geographics Magazin, danach blieb das Wrack 35 Jahre lang unangetastet. 1991 schließlich fand es eine Gruppe Taucher bei einer gut geplanten Suchaktion, bei welcher sie fortschrittliche Ortungsgeräte einsetzten.
Die Thistlegorm ist mit Abstand das interessanteste und größte Schiff, dass ich bis heute betaucht habe. Das Wrack ist, trotz der Tiefe und den Strömungen, einfach zu betauchen und so kann eigentlich jeder, der das Tarrieren beherrscht und ein ruhiger Taucher ist, gefahrlos in die Thistlegorm hineintauchen. Dabei sollte die UW-Lampe nicht vergessen werden.
Handschuhe sollte man dafür zu Hause lassen, denn wie in einem Riff sollte auch hier nichts angefasst werden. Es ist schade, dass schon so viele Bestandteile der Ausrüstung und der Ladung verschwunden sind. Kein Teller, keine Gabel und keine Weinflasche blieb erhalten. Die Souveniertaucher dachten nur an sich selbst und nicht an folgende Tauchgenerationen. Indem wir alle grundsätzlich mit der Einstellung abtauchen, alles so zu belassen wie es ist, können wir alle dazu beitragen, dass die Thistlegorm nicht noch weiter ausgeräumt wird.
Begleite uns auf einen Bilder Tour durch SS Thistlegorm. Die Galerie wird ständig aktualisiert.
Ort: Sharm El Sheik
Beschreibung: Wrack
Tiefe: 14-29 Meter
Sicht: 20-30 Meter
Wassertemperatur: 19° C – 28 ° C